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Der Jaguar: verehrt und gefürchtet – und ungemein wichtig

von | 13. Aug 2021 | Neues aus Costa Rica

Er ist die größte Raubkatze auf dem amerikanischen Kontinent, wurde von den Mayas als Gottheit angebetet und muss heute um seine Existenz fürchten: Der Jaguar wird vom Menschen immer weiter zurückgedrängt und vertrieben, seine Population schrumpft, vielerorts ist er vom Aussterben bedroht. Dabei ist er gerade so wichtig: als Indikator für gesunde Ökosysteme.

Die Jaguare aus Blech und Benzin haben die Jaguare aus Fleisch und Blut längst überholt. Allein im Jahr 2019 produzierte der britische Autohersteller 160.000 Jaguare, die nun gemeinsam mit den vielen zuvor geschaffenen Artgenossen über die Autobahnen jagen, die Straßen unsicher machen, zu Überholmanövern ansetzen. Und die Jaguare aus Fleisch und Blut? Naja, von denen gibt es weltweit noch rund 170.000, die in freier Wildbahn durch die Wälder jagen, ihre Reviere unsicher machen, zu Sprüngen ansetzen. Aber während die blechernen Kätzchen kräftig schnurren, wird es um die Jaguare in der Wildnis immer leiser. Die meisten Populationen sind gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht.

50 Prozent seines ursprünglichen Lebensraumes hat der Jaguar verloren. Präziser müsste der Satz lauten: 50 Prozent seines ursprünglichen Lebensraumes wurden ihm genommen, entrissen, geraubt. Denn viele Menschen beanspruchen mehr Ressourcen pro Kopf als die Erde bereitstellt, und dem Jaguar wurde genommen, was einst auch ihm zustand: Raum und Leben. Seinen Lebensraum.

Verehrt und gefürchtet: Der Jaguar zwischen Gottheit und Bedrohung

Der Jaguar ist die größte Raubkatze Amerikas – und dementsprechend gleichsam verehrt wie gefürchtet. Das Tier steht für Kraft, Ruhm und Macht, was nicht nur heutige Footballteams oder Autohersteller für sich erkannt haben, sondern lange zuvor Hochkulturen wie die Mayas oder Azteken, die das Tier als Gottheit anbeteten oder ihre Krieger mit ihrem Fell verzierten. Und trotz aller Anbetung ist und war der Jaguar auch gefürchtet, eben weil er so kräftig und mächtig ist, vor allem: so kräftig und mächtig zubeißen kann. Von allen Großkatzen dieser Welt hat er die größte Beißkraft, fast doppelt so stark wie ein Löwe. Das kriegen die Hirsche, Tapire und Affen hautnah zu spüren, wenn er sie packt, oder auch die Fische und Kaimane, falls er im Fluss auf Jagd geht. Und ja, Rinder und Schweine frisst der Jaguar auch, und da kommt der Mensch ins Spiel, in doppelter Hinsicht.

Denn dass der Jaguar überhaupt Rinder und Schweine frisst, liegt daran, dass der Mensch sich immer mehr ausgebreitet hat und ausbreitet. Die Siedlungen werden großflächiger, der Mensch braucht mehr Platz, die Rinder- und Schweinebetriebe rücken dem Jaguar immer mehr auf die Pelle. Und weil der Jaguar zwangsläufig dann auch den Rindern und Schweinen auf die Pelle rückt, rückt der betroffene Rinder- und Schweinehirt dem Jaguar wieder auf die Felle, mit Bleikugeln und schwerem Geschoss. Und so geht das Trauerspiel mit seinem unsäglichen Kreislauf immer weiter – allerdings mit schlechtem Ende für den Jaguar. Denn der beißt sich am Menschen die Zähne aus.

Bergbau und Landwirtschaft: Der Jaguar wird immer weiter zurückgetrieben

Der Mensch also breitet sich aus, betreibt Bergbau, rodet Wald für Plantagen und Viehwirtschaft, baut auf des Jaguars Land seine Energieindustrie aus. Der Jaguar kann da leider nur zusehen – und sich zurückziehen. Auf 170.000 Tiere ist seine Gesamtpopulation geschrumpft, wobei die meisten von ihm – 150.000 – am Amazonasbecken leben, seine „Schutzfestung“, wie der WWF es nennt. Alle anderen 33 Subpopulationen sind stark gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. Dabei gilt das Tier als wichtiger Indikator für ein funktionierendes Ökosystem.

Gesunder Jaguar im Wald, gesunder Wald

Biologen nennen ihn eine Indikator-Art. Der Jaguar steht in seinem Lebensraum unangefochten an der Spitze der Nahrungspyramide und hat zudem einen hohen Anspruch an sein weitläufiges Revier: Es soll Zugang zu Wasser haben, ihm dank einer dichten Vegetation Deckung verschaffen und – natürlich – ausreichend Beutetiere beherbergen. 85 Beutetierarten stehen auf seiner persönlichen Speisekarte, und er liebt es, wenn die Küche durchgehend geöffnet ist. Das bedeutet: Wenn es dem Jaguar gut geht, geht es dem Ökosystem gut, in dem er lebt. Oder anders gesagt: Dem Jaguar geht es nur gut, wenn das Ökosystem um ihn herum intakt ist.

Dementsprechend glücklich sind wir, dank unserer Fotofalle den Jaguar in unseren BaumInvest-Wäldern gesichtet zu haben. Er scheint genug zu fressen zu finden, ausreichend Wasserspender anzutreffen, sich im Dickicht gut verstecken zu können. Und es wird ja noch besser: Die Wälder wachsen, immer mehr Tierarten siedeln sich wieder an, sowohl die Vielfalt der Tiere als auch der Pflanzen nimmt stetig zu. Und der Jaguar genießt’s. Der König der Tropenwälder. Der König aus Fleisch und Blut.

Quellen:

 

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