
Der BaumInvest Blog
“Das Projekt war wie ein Augenöffner für mich”
Zwei Monate lang forschte Alexander Pinkwart gemeinsam mit einem Kommilitonen auf der BaumInvest-Finca La Virgen in Costa Rica. Als Student der Forstwissenschaften wollte er in seiner Masterarbeit herausfinden, wie der Nährstoffaustausch zwischen Tropenbäumen in verschiedenen Mischungen funktioniert. Im Interview erinnert er sich an durchgetaktete acht Wochen, Grillabende mit hilfsbereiten Waldarbeitern und tolle Forschungsergebnisse.
Zur Person
Alexander Pinkwart, 30 Jahre , hat Forstwissenschaften in Dresden, Umeå (Schweden) und Freiburg studiert. 2017 forschte er zwei Monate lang auf der BaumInvest-Finca La Virgen. Heute arbeitet er für die UNIQUE forestry and land use GmbH als Berater in der Kohlenstoffzertifizierung für Wald und Klimaprojekte.

Die Menschen in Lateinamerika gelten als äußerst hilfsbereit und gastfreundlich – hast du das auch so erlebt?
Absolut! Wir wurden sehr herzlich begrüßt und aufgenommen. Die Waldarbeiter haben sich sehr viel Zeit für uns genommen, standen uns bei Fragen zur Seite, haben uns mit Rat und Tat unterstützt – hier mal ein großer Gruß und erneuter Dank ans Team. Zudem haben wir schöne und lustige Grillabende und viel Zeit im Wald verbracht.
Grillabende als Belohnung für die stundenlange Arbeit zuvor …
Kann man so sagen. Unsere Tage waren sehr straff und durchgetaktet. Morgens um halb sechs ging es raus in den Wald, Proben nehmen. Ich war die ganze Zeit mit einem befreundeten Studenten, der ebenfalls für seine Masterarbeit Proben nehmen musste, unterwegs. Mittags, als es zu heiß wurde, war Schluss mit der Probennahme. Anschließend haben wir sie klassifiziert, vermessen und getrocknet. Da es direkt vor Ort an einem geeigneten Trockenofen mangelte, half uns eine US-amerikanische Forschungsstation in La Virgen. Die Laborarbeit erfolgte dann nach dem Aufenthalt in Costa Rica in Deutschland.
Was genau hast du denn in den Tropenwäldern untersucht?
Ich habe die Nährstoffkonzentration verschiedener Baumarten untersucht. Gerade in Mischwäldern gibt es so viele Einflussfaktoren, die sich gegenseitig bedingen, dass die Forschung vieles noch nicht abschließend geklärt hat. Dies gilt im Besonderen für tropische Gebiete, bedingt durch ihre Diversität. In meiner Masterarbeit ging es konkret darum, inwiefern Leguminosen, also stickstofffixierende Baumarten, durch ihre höheren Stickstoffkonzentrationen in Laub und Wurzeln andere Baumarten „düngen“ können. Ich wollte herausfinden, ob und wie dieser zusätzlich fixierte Stickstoff durch Laubfall und Wurzelzersetzung in die Böden kommt und andere Baumarten zum Wachstum anregt.
Und was ist das Ergebnis?
Letzten Endes ist eine Masterarbeit immer viel zu begrenzt, um abschließende Ergebnisse zu erhalten. Allerdings scheinen die grundlegenden Merkmale einer Baumart, ob sie lichtliebend und eher eine Pionierart oder eher schattentolerant und eine Klimax-Art ist, wichtiger zu sein, als zusätzlicher Stickstoff durch N2-Fixierung. Da ich für meine Arbeit auf die bestehenden Wirtschaftsplantagen angewiesen war, die nicht wie ein Feldversuch aufgebaut waren, sind die wissenschaftlichen Aussagen leider begrenzt gewesen. Ich würde allerdings gerne wiederkommen, um mich dem Thema erneut zu widmen.
Wie kam es dazu, dass du in den Wäldern von BaumInvest geforscht hast?
Ich wollte im Rahmen meiner Masterarbeit unbedingt ein Thema selber aufziehen, kein vorgefertigtes mitnehmen. Meine spätere Betreuerin, Julia Schwarz, hatte damals eine Kooperation mit BaumInvest, es ging dabei vordergründig um ähnliche Aspekte, wie ich sie untersucht habe: um die gegenseitige Beeinflussung von unterschiedlichen Baumarten in Mischwäldern hinsichtlich des Wachstums, der Biodiversität und Struktur. Im Rahmen dieser Kooperation bin ich zu BaumInvest gekommen.
Insgesamt zwei Monate warst du in Costa Rica – eine prägende Zeit, nicht nur in Bezug auf die Masterarbeit?
Absolut prägend! Das Projekt war wie ein Augenöffner für mich. Was BaumInvest in Costa Rica macht, ist selten zu finden: ein Projekt, das einheimische Baumarten verwendet und sie zudem in wirtschaftlichem Kontext anbaut – ein großer Aspekt, den viele Aufforstungsprojekte nicht berücksichtigen. Viele andere Projekte vertrauen auf altbewährte Plantagenarten wie Eukalyptus, Teak und Radiata-Kiefer, die schnell wachsen und daher einen hohen wirtschaftlichen Wert besitzen. BaumInvest hingegen verfolgt auch einen Forschungsansatz, nämlich herauszufinden, welche heimischen Baumarten funktionieren, wie sie sich vermehren, wie sie interagieren, wie man ihr Holz auf den Markt bringen kann. Diese naturnahen Mischwälder fördern letztlich die Biodiversität, schaffen ökologische Nischen und Strukturen. Die Fotofallen sprechen da ihre eigene Sprache, wenn da plötzlich ein Tapir vor die Kamera läuft. Aber klar: Solch eine nachhaltige Aufforstungsvision kostet halt Aufwand, Zeit, Geld und Geduld. Dennoch: Wir brauchen auf dieser Welt mehr von solchen Projekten.
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